Eisenhüttenstadt Flugbericht 3

Pilot: Philipp Mai
Flugzeug: LS 4
Datum des Fluges: 08.08.2020
Startplatz: Eisenhüttenstadt
Strecke: 615 km
OLC: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8092876

Für unseren letzten Flugtag in Eisenhüttenstadt war bereits einige Tage vorher „Hammerwetter“ vorhergesagt. Entsprechend haben sich alle von uns große Flugstrecken vorgenommen; auch für mich sollte es mein bislang weitester und schnellster Flug werden. Geplant war, in einem Dreieck zunächst nach Süden bis kurz vor Görlitz (Sachsen) zu fliegen, von dort aus nach Nordwesten bis nördlich von Dessau (Sachsen-Anhalt) und zurück nach Eisenhüttenstadt zu fliegen. 

Doch der Reihe nach: Da die Thermik, wie schon in den Tagen zuvor, erst spät losging, startete ich gegen 12:30 Uhr an der Winde und fand direkt Anschluss an die Thermik, die mich erstmal auf 1200m brachte. Nach den guten Erfahrungen der vergangenen Tage fand ich in der weiteren Umgebung westlich des Platzes weitere Thermik und konnte bequem mit 2000m auf dem Höhenmesser auf Strecke gehen. Unterdessen hatte sich gute Wolkenthermik mit großen Cumuli entwickelt – spätestens da war klar, dass die Meteorologen Recht behalten sollten.

Nachdem die Strecke nach Süden in den letzten Tagen zuvor etwas zäh lief und die Wolken über den ausgedehnten Waldgebieten auf der polnischen Seite der Grenze schon an den Vortagen deutlich besser aussahen, entschied ich mich diesmal vorab, den ersten Dreiecksschenkel komplett auf der polnischen Seite zu fliegen. Unterwegs lief es immer besser; gegen 14:15 Uhr und nach etwa 115km umrundete ich meine erste Wende über dem Bahnhof Wegliniec (Polen). Von dort aus sollte es möglichst weit nach Nordwesten gehen. Es ging vorbei am Flugplatz Rothenburg, an dem Höhenschlepps gemacht werden (siehe Ruprechts Bericht), am Kraftwerk Boxberg (ehemals größtes Kohlekraftwerk der DDR) mit großem Tagebau in der Oberlausitz und den Fläming entlang, nördlich an der Lutherstadt Wittenberg vorbei. Dazwischen: beste Thermik mit Wolkenbasis von mittlerweile über 2700m und Steigwerte von 4 bis 5 m/s integriert waren häufiger die Regel als die Ausnahme. Diese komfortablen Arbeitshöhen ermöglichten selbst mir als Streckenflug-Anfänger schnelles und langes Vorfliegen – man konnte locker 1500m abgleiten und war dann immer noch nicht so tief, dass man sich um den weiteren Anschluss an die Thermik Sorgen machen musste. Spätestens auf dem zweiten Schenkel wurde mir aber auch klar, dass mein gravierendster Fehler an diesem Tag war, keinen Wasserballast getankt zu haben. Dennoch ging es mit 105 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit 230km geradeaus bis zur zweiten Wende über Nedlitz im östlichen Sachsen-Anhalt, die ich gegen 16:20 Uhr erreichte. Um den äußersten Berliner Luftraum zu meiden und den weiterhin gut entwickelten Fläming als „Thermik-Rennstrecke“ doppelt mitzunehmen, ging es zunächst wieder 60km zurück nach Südosten, bevor ich dann direkt Kurs auf Eisenhüttenstadt nahm. Schon auf dem Weg dorthin begann die Thermik allmählich abzubauen, trotzdem kam ich noch ohne größere Umwege um 18:15 Uhr wieder über Eisenhüttenstadt an. Da die Wolken jenseits der Oder noch brauchbar aussahen, verlängerte ich noch etwas nach Polen hinein und ließ den Flug entspannt ausklingen. Glücklich über eine neue persönliche Bestleistung landete ich schließlich nach 615km gegen 19:30 Uhr wieder auf dem Flugplatz Eisenhüttenstadt. Ein toller Abschluss dieses Streckenfluglagers!

Text & Fotos: Philipp Mai

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