Ostwelle – Fliegen in der Tiefkühltruhe

Am 13.02.2021 hatten sich früh morgens in Mannheim ca. 10 Piloten gefunden, darunter Mannheimer und Gäste, die bei Minusgraden ihre Flugzeuge montierten. Ich hing als zweites um 9:30 Uhr am Schleppfalken. Gerhard schleppte mich auf 1500m in die Leewelle des Königsstuhls. Etwa über dem alten Heidelberger Flugplatz stieg es mit 1 m/sec. bis zum Ende des freien Luftraums auf FL100, was an diesem Tag etwa 3250m MSL hoch war.

Aus dieser Höhe passte das gesamte Mannheimer Stadtgebiet problemlos aufs Foto.
Hier noch ein Blick auf die Bergstraße. Schön zu sehen sind die kleinen Rotor Wölkchen über Dossenheim.

Von dort aus flog ich mit der LS7 zusammen mit Christian Polizzano in der LS8, der vor mir gestartet war, am Königsstuhl nach Süden ab um bei Gaggenau in das nördlichste Wellensystem des Schwarzwalds einzusteigen. Nur leicht versetzt flogen wir in den Talkessel von Gaggenau in 1200m ein, mit dem Erfolg dass Chris eine leichte Welle erwischte, in der er mit wenig Steigen sicher im laminaren Bereich bleiben konnte.
Bei mir gings nur 1 km östlich mit -5 m/s Richtung Talgrund. Eine nicht ganz einfache Situation, da man aus dem Murgtal erst ganz ausfliegen muss um wieder in landbares Terrain zu gelangen.

Mein erster Impuls war gegen den Wind auf die aufsteigende Seite des Rotors zu kommen. Ich ließ es aber, weil sonst im Zweifel die Höhe zum nächsten Acker nicht mehr gereicht hätte. Stattdessen flog ich in Richtung Talausgang, wobei ich noch die Luvhänge mitnehmen wollte. Allerdings könnte auch dort durchaus ein vorgelagerter Rotor stehen, der im Luvhang saufen generiert.

So wars dann auch, wobei ich ja erst im aufsteigenden Ast dieses Rotors ankam und sofort aggressiv einkurfte. Eine leichte Thermik, die mit in den Rotor getriggert wurde, brachte mich aus 850m wieder auf 1000m.  Durch die Versetzung kreierte ich das Modell der wegrollenden Rotoren:
Ich flog dann wieder gegen den Wind mit 170 km/h durchs Saufen und keine 300m später in enges, fürchterlich zerrissenes Steigen, wo ich wieder mit 60° Schrälage einkurfte. Gleiches Spiel bis zum 4. Rotor, der dann Ausschläge bis +6 m/sec brachte. Nochmal machte ich 3 Kreise, jedesmal mit deutlichem Verlagern gegen den Wind und dann in 1200m wurde es schlagartig ruhig wie im Fernsehsessel und ich stieg wieder mit 2 m/sec laminar weiter.

Gut zu erkennen ist Murgtalausgang und daneben Karlsruhe aus 2500m Höhe.
Hier zu sehen die Schwarzwaldhochstraße mit Blick auf die Hornisgrinde, dem höchsten Berg im nördlichen Schwarzwald.

Danach ging es in der Steigzone mit 150 km/h das Murgtal hoch bis Forbach, danach bog ich nach Westen ab ins Lee der Schwarzwaldhochstraße mit Blick auf die Hornisgrinde. So richtig steigen wollte es aber nicht. Ich hatte vor Jahren schon einmal bemerkt, dass das Steigen dort viel weiter Leewärts steht. Also mit Forscherantrieb und Rückenwind nach Westen. Der Variometer kletterte in Zeitlupe nach oben und erst bei 3,5 m/sec Steigen ging der Zeiger wieder abwärts.
Also bin ich auf dem Absatz gekehrt und mit 80 km/h in der Welle stehend mit 3 m/sec integriert auf 3000m gestiegen.

Inzwischen doch gut tiefgekühlt entschied ich mich für den Rückweg. Noch mal nach Gaggenau auf 3200m und dann in den Endanflug nach Mannheim wo ich in 500m Höhe ankam.

Der schneebedeckte Flugplatz Mannheim von oben aus der Segelflug Platzrunde.

Text & Fotos: Lutz Heydecke

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