UL-Ausbildung – ein Flugschüler berichtet

Ich bin leidenschaftlicher Segelflugpilot und habe erst im September 2024 meine Segelflugausbildung abgeschlossen. Mir war aber schon immer klar, dass es nicht nur beim Segelflug bleiben sollte. Als ich 2022 in den Segelflugverein Mannheim eigetreten bin, wollte ich nach Lizenzerhalt auf dem im Verein befindlichen Turbo-Falken weitermachen, um die TMG (Motorsegler) Berechtigung zu bekommen.

2023 kam alles anders als gedacht und wir durften unsere neue Schleppmaschine vom Typ Dynamic WT9 mit dem Rotax 915iS Motor im Verein begrüßen. Damit war die Motorsegleridee gestorben und die Lizenz des Luftsportgeräteführers für Ultraleichtflugzeuge von Nöten, um mit diesem, für den Reiseflug sehr interessanten Flugzeug, fliegen zu dürfen.

Ein erfolgreicher Segelflugtag geht zu Ende mit letzten Absprachen kurz vor dem Einräumen der Flugzeuge

Anfang März 2025 trafen wir uns auf dem Flugplatz um alles für den Start der Segelflugsaision vorzubereiten. Dabei haben wir uns ausgetauscht und über die die fliegerischen Ziele des Jahres gesprochen. Dabei kam ich mit Sibylle, unserer Ausbildungsleiterin und Fluglehrerin für die UL-Ausbildung ins Gespräch. 

Ich äußerte meinen Plan noch irgendwann unser UL fliegen zu wollen und ich wurde zum eigentlich unverbindlichen „mitfliegen“ in der WT9 eingeladen. Hier gab es aber schon den Hinweis „es würde süchtig machen“. Nur 3 Wochen später saß ich links auf dem Pilotensitz in der Dynamic und meine Ausbildung begann.

Da ich bereits eine Segelfluglizenz besaß und die 20h Segelflugzeit in den letzen 24 Monaten hatte, waren die Pflichtanforderungen an die Ausbildung recht überschaubar.

Die praktische Ausbildung mit Lehrer sah mindestens vor:

  • 3 positive Außenlandeübungen
  • Einweisung in die Beherrschung des ULs in besonderen Flugzuständen, sowie das Verhalten in Notfällen
  • 2 Überlandflüge von jeweils 200 km Länge mit Zwischenlandung auf fremdem Platz
  • 30 Flugstunden (davon können 20 h durch Segelflugzeiten innerhalb der letzten 24 Monate ersetzt werden)
  • 20 Alleinstarts
  • 5 Alleinflugstunden 

und die theoretische Ausbildung:

  • Unterweisung in der Beherrschung des ULs in besonderen Flugzuständen, dem Verhalten in Notfällen und bei Unfällen
  • Unterweisung in den Umgang mit pyrotechnischen Geräten
  • Theorieausbildug in den Sachgebieten „Technik“ und „Verhalten in besonderen Fällen / menschliches Leistungsvermögen“ 

Beim ersten Flug konnte ich mich in bequemer Sicherheitshöhe mit dem doch sehr komplexen Flugzeug vertraut machen und musste feststellen, dass es wirklich süchtig macht.

In der zweiten Flugstunde wurde es schon anspruchsvoller. Wir flogen von Mannheim nach Speyer (EDRY) und machten das erste Platzrundentraining. Eine riesen Umstellung für einen Segelflieger, der zwar auch seine Platzrunde fliegt, aber sich diese immer selbst einteilt. Jetzt ging es darum, die vorgegebene Platzrunde in der richtigen Höhe zu fliegen und dabei die Checkliste abzuarbeiten. Immer wieder Fahrwerk ausfahren, Klappen ausfahren, funken, einen sauberen Anflug machen, aufsetzten, durchstarten, Fahrwerk einfahren, Klappen einfahren und wieder für die Platzrunde austrimmen bis im Gegenanflug wieder alles von vorne beginnt. Eine gefühlte Endlosschleife die irgendwann immer besser klappt und dann richtig Spaß macht. Aufgrund der Leistung und der Agilität der Dynamic geht das alles super schnell. Auch in den folgenden Flügen war das Platzrundentraining bis zum sicheren Beherrschen angesagt. Trotz der BZF-Funkausbildung ist es mir besonders schwer gefallen, den richtigen Sprachgebrauch im Flugfunk zu nutzen. Auch hier war Training angesagt.

Tolle Aussicht bei bestem Wetter in 8500ft (= 2590m)

Ende April folgte der erste Überlandflug mit Stefan, unser Ziel war Porta Westfalica EDVY.

In einer bequemen Höhe von rund 8500 Fuß mit 220km/h Reisefluggeschwindigkeit, hatten wir nach nur 1,5h das 300 km entfernte Ziel erreicht. Unterwegs ging die Ausbildung natürlich weiter. Jede Minute wurde sinnvoll genutzt. Funken mit den verschiedenen Stellen, der Einflug in ein TMZ (Transponder Monitoring Zone), Sprit- und Flugzeitberechnungen, sowie das Verhalten in Notsituationen wurden ausgiebig besprochen und geübt.

Noch am selben Abend erfolgte der Rückflug nach Mannheim mit weiteren Übungen und Wiederholungen. Ich habe verdammt viel lernen dürfen.

 Am nächsten Tag flogen wieder Sibylle und ich zum nächsten Platzrundentraining nach Walldürn EDEW. Nach 3 gelungenen Landungen auf einem für mich unbekannten Platz flogen wir wieder zurück. Auf dem Heimweg sagte sie noch Platzrundentraining in Mannheim an, jedoch mit den Worten „Das kannst du dann alleine machen“.

Es war also soweit. Plötzlich saß ich alleine in dem komplexen Flugzeug und sollte drei Platzrunden an unserem kontrollierten Heimatflugplatz in Mannheim fliegen. Hier zeigte sich die gute Ausbildung und das ständige Üben, Üben, Üben!

Ich wusste bereits aus der Segelflugausbildung wie aufregend und gleichzeitig schön der erste Alleinflug sein kann.

Anflug auf Mannheim von Nordwesten kurz vor dem Pflichtmeldepunkt "Romeo"

So war es dann auch mit dem UL. Es gab noch den ein oder anderes Versprecher im Funk, den mir unser netter Lotse aber nicht krumm nahm. Der erste Landeanflug war aufgrund des etwas auffrischenden Windes und vermutlich der eigenen Nervosität etwas unruhig, weshalb ich mich entschloss durchzustarten. Wie peinlich dachte ich, aber ganz klar galt „safety first“. Die weiteren Anflüge waren dann alle gut und ich konnte stolz abends nach hause gehen.

Ab jetzt flog ich auch alleine in der Nähe des Flugplatzes, während ich vom Boden beaufsichtig wurde und mit dem Lehrer per Funk in Kontakt stand.

Nun wurde es Zeit sich auch mal intensiv mit der Theorie zu befassen. Das geforderte Wissen konnte ich mir zuhause aus verschiedenen Quellen selbst aneignen. Die Theorieprüfung erfolgte dann über eine App mit den offiziellen Prüfungsfragen welche durch unsere Ausbildungsleitung bestätigt wurde.

Kurze Verschnaufpause und Landegebühren bezahlen am Boden, bevor es weitergeht zur nächsten Etappe

Keine 4 Wochen nach meinem Alleinflug, ging es an den zweiten Überlandflug nun mit Sibylle als Dreiecksflug.

Mannheim (EDFM) – Würzburg-Schenkenturm (EDFW) – Schwäbisch-Hall (EDTY) – Mannheim (EDFM)

Natürlich wurde die Zeit wieder gut genutzt, um z.B. ein Triebwerksausfall mit anschließender Aussenlandung auf einem Acker zu simulieren.

In Würzburg machten wir eine Full-Stop Landung, stellten das Flugzeug ab und ich durfte zwei Platzrunden alleine fliegen. Danach stieg Sibylle wieder zu und es ging nach Schwäbisch-Hall für einen Touch and Go und danach wieder ab nach Hause.

Leider spielte dann das Wetter nicht mehr so mit wie gewollt und ich konnte zwei Wochen nicht mehr fliegen.

Anfang Juni ging es dann mit einem schriftlichen Flugauftrag alleine los, um den Überlandflug noch mal alleine zu wiederholen. Das war eine sehr gute Übung und Vorbereitung auf folgende Reiseflüge nach dem Scheinerhalt. 

Ich landete also in Würzburg, traf nette Leute, flog weiter nach Schwäbisch-Hall und von dort wieder langsam Richtung Mannheim.

Um meine vorgegebenen 5h Flugzeit im Solo voll zu bekommen, verlängerte ich den Heimweg und schaute mir mal ganz in Ruhe die schöne Gegend an, in der wir fliegen dürfen. 

Ich landete wieder sicher in Mannheim und hatte meine 5h Soloflugzeit voll.

Über den Wolken fliegen Segelfieger äußerst selten, mit dem UL dagegen kein Problem

Nur 4 Tage später stand meine Praktische Prüfung an, welche Sibylle mit mir flog. Zuerst ging es Richtung Mosbach (EDGM) mit einer Außenlandeübung und anschließend zwei Platzrunden dort und eine weitere in Bad-Dürkheim (EDRF). In Mannheim (EDFM) gelang die Abschlusslandung auch wie geplant ohne Landeklappen und meine Prüfung war bestanden.

Unsere Dynamic WT9 ist schnell, sparsam, bequem und topmodern ausgestattet - das macht sie zum perfekten Reiseflugzeug

Dank den tollen Fluglehrern und der Fluglehrerin in unserem Verein, die immer bereit waren ehrenamtlich ihre Freizeit für meine Ausbildung zu opfern, konnte ich meine UL-Ausbildung in nur 3 Monaten abschließen. Mir war es aber auch selbst sehr wichtig „immer am Ball“ zu bleiben und jede Gelegenheit zu nutzen um zu fliegen. Lange Flugpausen sind besonders in der Ausbildung nicht gut. 

Ich hatte am Ausbildungsende eine Gesamtflugzeit von knapp 18h, davon 5h im Solo und insgesamt 43 erfolgreiche Landungen mit der WT9 absolviert.

Jetzt fühle ich mich gut ausgebildet um sicher in weitere fliegerische Abenteuer zu starten.

Text & Fotos: Mimke Kruse

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