Fluglager 2018 in Achmer

Auf in den hohen Norden — kann man da etwa schon die Nordsee sehen wenn man hoch genug fliegt? Viele der etwa zwanzig aktiven Teilnehmer des diesjährigen Ausbildungsfluglagers waren genau wie ich das erste Mal dabei und entsprechend gespannt. Die Anreise am Samstag verlief Dank unchristlicher Morgenstunden problemlos und wer noch nie so einen langen Anhänger gezogen hat schaut lieber zweimal beim Kurven, Überholen oder Parken in den Rückspiegel – der ist richtig lang.

Glücklicherweise waren einige Teilnehmer sowie unser Motorsegler bereits am Freitag angeflogen, so dass wir mit einem reichhaltigen Frühstück begrüßt wurden und anschließen die Quartiere beziehen konnten. Unsere Gastgeber führten uns dann gerne durch die beeindruckende Sammlung alter Segelflugzeuge. Der Kenner kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Im Gegensatz zum Museum auf der Wasserkuppe gehen hier Spatz, Lerche, Condor & Co. noch regelmäßig in die Lüfte.

Der Nachmittag verlief mit dem Aufbau unserer fünf Segelflugzeuge (ASK21, 2x Jeans Astir sowie LS4 und LS8) kurzweilig. Auch gab es neben einer Spleißübung auch eine Windenfahrereinweisung sowie eine Einweisung in die sonstigen Abläufe und Fahrzeuge. Absolut genial ist der Startwagen des Osnabrücker Segelflugvereins, ein umgebauter UPS Wagen mit einer richtigen Towerkanzel auf dem Dach, ausgerüstet mit Desktop-PC und Drucker – so macht Flugleitung Spaß.

Zudem nutzten die Fluglehrer sowie einige Scheininhaber die Zeit für erste Starts, die dann gegen Abend durch heftige Schauer beendet wurden. 

Die restlichen Wochentage waren dann die reinste Freude, jeder Tag fliegbar mit auch für Achmer Verhältnisse ungewöhnlich gutem Segelflugwetter. 

Der typische Tagesablauf war wie folgt: um 06:30 Uhr klingelte der Wecker, um 07:00 Uhr waren die ersten kaffeegestärkten Kollegen bereits auf dem Platz, sei es um F-Schlepp Training durchzuführen oder Flugschülern bei ruhigen Bedingungen den Freiflug zu ermöglichen. Danach kurzes Frühstück und dann ab etwa 10:00 Uhr Windenbetrieb bis in den Abend hinein. Um 18:30 Uhr durfte man den italienischen Eisverkäufer nicht verpassen, wehe dem der in der Luft hing.

Einige Kollegen nutzen die Chance für Sunset-Flüge, so dass der Flugbetrieb oft erst nach 21:00 Uhr beendet war. Mit einer Ausklinkhöhe um die 500m lassen sich auch abends noch einige Kreise vor der großartigen Sonnenuntergangskulisse am Mittellandkanal ziehen.

Das Abendessen und der Hopfenumtrunk starteten dann meist erst gegen 22:00 Uhr. Ein großes Kompliment an die Fluglehrer, Windenfahrer und sonstigen Diensteschieber – Fliegen setzt scheinbar ungeahnte Energien frei. 

Insgesamt gab es obgleich der 30 Grad plus einen ausgezeichneten Teamspirit, viel zu lachen und Zeit zum Genießen. Irgendwie haben unsere Fluglehrer Jan und Dieter es geschafft, dass jeder seine persönlichen Ziele für die Woche erreicht oder sogar übertroffen hat. Auch die teils mitgereisten Familienmitglieder oder Freundinnen kamen auf ihre Kosten. Am Ende der Woche hatte unser Team den Flugplatzbetrieb EDXA so gut im Griff, dass wir ihn schon eher ungern wieder an die lokalen Vereinsmitglieder übergeben durften.

Neben zwei ersten Soloflügen und vielen Ausbildungsflugzeugschlepps gab es noch einen erfolgreichen 100km Schülerflug (bis zur Porta Westfalica und zurück). Zwei Teams nutzen auch die Nähe zur Nordsee und flogen mit dem Motorsegler über die Küste bis nach Wangerooge – wunderbare Eindrücke über und im kühlen Nass. Von Achmer aus war leider auch aus 2000m Höhe noch kein Meer zu sehen. 

Für mich persönlich, als erst seit März fliegenden Segelfluganfänger, war es in jeglicher Hinsicht sehr bereichernd. Zum einen der Spaß beim Schaffen mit den anderen Vereinsmitgliedern, meine unvergesslichen, früh morgens im aufsteigenden Morgendunst stattfindenden Freiflüge, sowie zwei ausgiebige Thermikflüge unter Wolkenstraßen (mit Flugauftrag natürlich) sowie zwei  im Abendrot stattfindenden Sunset-Flüge waren – ganz einfach – der Wahnsinn.

Text: Klaus Lindner
Fotos: Segelflugverein Mannheim e.V.

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