Eisenhüttenstadt Flugbericht 2

Piloten: Martin Sandow & Philipp Mai
Flugzeug: DG1000S 20m
Datum des Fluges: 06.08.2020
Startplatz: Eisenhüttenstadt
Strecke: 327 km
OLC: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8079036

An diesem Tag war für die Regionen westlich von Eisenhüttenstadt gute Blauthermik vorhergesagt. Da ich selbst bislang nie auf Strecke gegangen bin, wenn keine Wolken am Himmel standen, war ich ganz froh darüber, an diesem Tag doppelsitzig unterwegs zu sein. Da es Martin ähnlich ging, war erstmal das Ziel, uns selbst zu beweisen, dass man auch bei diesem Wetter Strecke fliegen kann. Vom Ehrgeiz gepackt nahmen wir uns einen Zielrückkehr-Flug nach Westen bis zur Autobahnabfahrt Köselitz an der A9 an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt vor – immerhin jeweils 150km hin und zurück. 

Als wir nach dem Windenstart gleich Thermik bis auf 1400m fanden, flogen wir mit gutem Gefühl (und Rückenwind) ab. Als wir uns dann 10 Minuten später nur noch auf 850m wiederfanden und Eisenhüttenstadt damit wohl schon außerhalb des sicheren Gleitbereichs lag, kamen bei uns erste Zweifel auf, ob es denn eine gute Idee war, an diesem Tag auf Strecke zu gehen. Mit einem mäßig guten Bart konnten wir uns zwar wieder auf 1200m retten, aber es dauerte nicht lange, bis wir uns etwa nach einem Drittel unseres Weges auf unter 700m wiederfanden. 

Wir merkten schnell, dass sich Fliegen bei Blauthermik in verschiedener Hinsicht vom Fliegen bei Wolkenthermik unterscheidet: Einerseits fällt es leichter, ohne Umwege geradeaus zu fliegen, da es wegen fehlender Wolken deutlich weniger Anhaltspunkte für gute Thermik abseits unseres geplanten Kurses gibt, die Umwege rechtfertigen könnten. Andererseits achteten wir mehr als sonst auf Bodenmerkmale und berieten uns, wo sich Warmluft sammeln und schließlich ablösen könnte. Während Martin mich regelmäßig ermahnte, nicht in jeder Höhe bei jedem Aufwind einzukreisen („Was man hat, hat man“, dachte ich), war ich eher dafür zuständig, dann die Bärte unterhalb 1000m zu finden – wir ergänzten uns also prächtig. Mit dieser Kombination kamen wir letztlich ganz passabel voran, vorbei an der gigantischen Cargolifter-Halle, die nun das „Tropical Islands“ unterbringt, über den Fläming bis zu unserer Wende Köselitz. Bei deren Auswahl hatten wir eine glückliche Hand: Kurz vor der Autobahnabfahrt stand der beste Aufwind des Tages, der uns das erste (und einzige) Mal auf über 2000m brachte. Der Rückweg gestaltete sich zumindest subjektiv entspannter als der Hinweg. Mit jedem Mal, das wir tief kamen, aber wieder Thermik fanden, wurden wir optimistischer, was unsere Chancen angeht, wieder in Eisenhüttenstadt zu landen. Das gelang uns dann auch nach knapp fünf Stunden und fast 330km – woraufhin wir uns einig waren: Es war nicht das letzte Mal, dass wir bei Blauthermik auf Strecke gegangen sind.

So macht Blauthermik-Fliegen Spaß: Blick aus 1700m Höhe nach Norden
Flugplatz Brand mit Cargolifter-Halle

Text & Fotos: Martin Sandow & Philipp Mai

Nach oben scrollen